Ich habe eine Frage. Wie viel Zeit verbringst du jeden Tag auf den sozialen Medien? Und eine andere. Wie lange denkst du, wirst du da verweilen wenn du die App aufmachst? Für viele klafft eine große Lücke zwischen den Antworten eins und zwei. Kein Wunder, denn es ist so leicht, dass aus den geplanten 10 Minuten eine Stunde wird und dann zwei, drei oder mehr.
Und nun die dritte Frage. Wie fühlst du dich, wenn du endlich das Telefon aus der Hand legst und dich in die reale Welt zurückziehst?
Für manche ist diese Rückkehr in die Realität von Übelkeit oder mangelnder Motivation für das eigene Leben begleitet. Andere werden wütend auf sich selbst oder sind von der „Vergleichsitis“ gelähmt. Und ja, Vergleichssucht ist eine Sache. Eine große Sache sogar. Denn während wir uns früher mit Menschen in unserem sozialen Umfeld verglichen haben, messen wir uns heute mit denen, die in unseren Social-Media-Feeds erscheinen.
Und das tun wir, obwohl wir eigentlich bislang wissen, dass die Konten in den sozialen Medien selten ein wahrheitsgetreues Bild vom Leben anderer Menschen vermitteln. In vielen Fällen handelt es sich um sorgfältig kuratierte Schnappschüsse. Dennoch sind wir bereit, dem Gesehenen einen großen Wert zu schenken, ihm einen Platz zu geben in unserem Leben, unserem Selbstbild. Wir sind bereit, wildfremde Menschen durch unsere Gedanken wandern zu lassen. Wir halten die Tür weit offen, damit sie auf unserem Selbstverständnis herumtrampeln können, bevor sie uns schließlich mit dem Gefühl des Scheiterns allein lassen. Mit anderen Worten: Wir geben völlig Fremden die Macht, uns ein bestimmtes Gefühl zu vermitteln.
Das macht keinen Sinn. Und es muss auch nicht so sein. Die extreme Nutzung sozialer Medien ist letztlich nur eine Gewohnheit. Eine wenig hilfreiche und manchmal schwer zu durchbrechende Gewohnheit. Ein guter Anfang ist es, die Motivation zu verstehen, die hinter dem Drang steht weiter zu scrollen.